Rezension: Welt des Schreckens #1
16 Jan 2010

Der Autor

Wenn ich nicht gerade spiele verunstalte ich Medien. Kommt einem zu Gute bei eigenen Rollenspielen wie Malmsturm oder Projekten wie Ratten!, Savage Worlds Gentlemens Edition, Scion, Sundered Skies und ein paar anderen. An und für sich bin ich der Erzählonkel, daher auch die große liebe zu FATE. Manchmal muss es aber auch ein Burger statt Steak sein und so wird gern und oft auch Savage Worlds oder wenn es klasisch sein soll Pathfinder und Konsorten gespielt. Ich probier gern und oft Systeme aus aber die eigentliche Leidenschaft sind die Hintergrundwelten.

Teilen

Kein Logo

Comic Rezension

Comics haben schon lange nichts Anrüchiges mehr an sich. Und übrigens auch nichts per se Cooles, was wohl jeder bezeugen kann, der diesen vermeintlich jung gebliebenen Lehrer mit den lateinischen Asterixausgaben kennenlernen musste – es hat schon damals nicht funktioniert. Heute ist dieses Missverständnis aus der Welt. An den Unis wird die Theorie der »sequenziellen Kunst« gelehrt und im Feuilleton beinahe wöchentlich die neuste »Graphic Novel« besprochen.

Zu diesem Zeitpunkt ein neues Magazin wie die Welten des Schreckens in die Hände zu bekommen, ist zunächst hochgradig erfreulich. Dieser Fantasy und SciFi-Ableger der populären Horroschocker rüpelt sich angemessen unelegant an Superhelden und Kulturprogramm vorbei und erinnert auf knapp 70 Seiten daran, was es noch gleich mit dieser Anrüchigkeit aus dem ersten Satz auf sich hatte.

Etwas mehr als die Hälfte dieser ersten Ausgabe benötigt der Zweiteiler Kala in den Fängen der Wambuli von Verleger Levin Kurio persönlich. Die stets dreiviertelnackte Kriegerin und ihr Dinosaurier haben ihre ersten Auftritte bereits in den Horroschockern absolviert und tun in etwa das, was man von ihnen erwartet: Brüste zeigen und kämpfen. In diesem Fall gegen einen despotischen Stammesfürsten, der Kalas Echsenbruder entführen und unter Drogen setzen lässt, damit er das schmutzige Jagdgeschäft für den wachsenden Stamm erledigt. In Randbemerkungen blitzt gelegentlich ein theoretischer Bezug auf den Zivilisationsprozess auf, der ein wenig an der paradoxerweise fast sinnstiftenden Beliebigkeit des Settings kratzt.

Die zweite Geschichte Xydoon spricht wurde ebenfalls von Levin Kurio getextet, und grafisch von Klaus Scherwinski umgesetzt, den man Rollenspielern vermutlich nicht mehr vorstellen muss. Der Degenesis-, Shadowrun- und Warhammer 40K-Illustrator setzt der First Contact der Menschheit mit einem hungrigen Alien ziemlich ansehnlich in Szene. Inhaltlich vermag die Geschichte kaum zu überraschen, scheint dies aber auch nicht vorgehabt zu haben. Im Nachwort jedenfalls ist diese »klassische Geschichte« ein »Vorgeschmack« auf spätere Hefte.

Die dritte Geschichte handelt ebenfalls von einer bereits bekannten Figur: Dem Förster der Argstein-Saga. Dieser Grenzgänger zwischen Menschen- und Märchenwelt regelt aufkommende Schwierigkeiten im Namen des Gesetzes und erledigt dabei mal die eine und mal die andere Seite. Josef Rothers ambivalenter Charakter und die ansprechend überzeichnete Umsetzung von Eckart Breitschuh ergänzen sich zur mit Abstand interessantesten Geschichte des Heftes: Der letzte Kuss. Aber das ist leider nur die erste Hälfte. Es fällt nicht ganz leicht, gegenüber der Geschichte einen Sexismus-Vorwurf zu formulieren, ohne sie dadurch noch als »provokativ« adeln. (Zumal political correctness zur Zeit nicht unbedingt zu den angesagtesten Konzepten gehört.) Da der angemessene lila-Latzhosen-Faustschlag aber leider nicht in Sicht ist, muss die Zusammenfassung der Geschichte wohl sein: Die als Haushalts- und Sexsklavin geschaffene Frau wird aus Anhänglichkeit zum Rachemonster und tötet zwei Männer, die es nicht geschafft haben, das Weib zu bändigen. Erst dem Förster-Übermann gelingt es, dem wolllüstigen Monster Befriedigung zu verschaffen und die Gefahr zu bannen. …

Wohlwollend könnte man das bruchlose Anknüpfen an 70er Jahre Trash vielleicht als Hommage fassen. In jedem Fall ist die Welten des Schreckens ein Genreheft und wird als solches sicher seine Fans finden. Die im Grunde sympathische Reihe hat einen verhältnismäßig schwachen Start hingelegt. Schuld sind die unspektakulären Geschichten und nicht das Format, und es ist gut möglich, dass die zweite Ausgabe eine bessere wird.

Titel: Welten des Schreckens #1
Art: Comic-Magazin
Sprache: Deutsch
Verlag: Weissblech Comics
Publikationsjahr: 2009
Autor: Levin Kurio, Josef Rother
Illustrationen: Levin Kurio, Damir Hamidovic, Klaus Scherwinski, Eckart Breitschuh
Umfang: 68 Seiten
Bindung: »Prestige« (Heftformat mit Klebebindung)
Preis: 7,80 €
Rezensent: Jan-Paul Koopmann

Links:

No comments
Sag was dazu

*

DriveThruComics.com