Rezension: Laundry Files: Agent’s Handbook
16 Apr 2012

Der Autor

Wenn ich nicht gerade spiele verunstalte ich Medien. Kommt einem zu Gute bei eigenen Rollenspielen wie Malmsturm oder Projekten wie Ratten!, Savage Worlds Gentlemens Edition, Scion, Sundered Skies und ein paar anderen. An und für sich bin ich der Erzählonkel, daher auch die große liebe zu FATE. Manchmal muss es aber auch ein Burger statt Steak sein und so wird gern und oft auch Savage Worlds oder wenn es klasisch sein soll Pathfinder und Konsorten gespielt. Ich probier gern und oft Systeme aus aber die eigentliche Leidenschaft sind die Hintergrundwelten.

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Titel: Laundry Files: Agent’s Handbook
Art: Ergänzungsband
Regeln: Basic Roleplaying System
Sprache: Englisch
Verlag: Cubible 7 Entertainment Ltd.
Publikationsjahr: 2011
Autor: Jason Durall, Gareth Hanrahan and John Snead
Illustrationen: Nate Furman, Andy Hepworth, Jerome Hugenin, Pat Loboyko, Rich Longmore, Sam Manley, Jan Pospisil, Graeme Neil Reid
Umfang: 128 Seiten
Bindung: Softcover (rezensiert wurde das PDF)
Preis: 19,95 €
Rezensent: Karsten V.

Kennst du die Romane der Laundry Serie? Ich bin ein großer Fan dieser Romanreihe von Charles Stross. Das hier rezensierte Buch baut ganz stark auf diese Romane auf. Außerdem ist es ein Ergänzungsband zu dem eigentlichen Rollenspiel, genannt “The Laundry RPG”.

Das Setting der Romane einzufangen und verlustfrei wiederzugeben ist der Maßstab, an dem ich dieses Buch messen werde. Um ein Gefühl für die Romane zu bekommen kann man drei kostenlose Kurzgeschichten im Internet lesen, The Concrete Jungle, Down on the Farm, und Overtime. Es ist also eine cthulhuide Umgebung, in der Jetztzeit, mit viel nerdigem Humor, einer riesigen Dosis Witze über die Besonderheiten von großen Organisationen und Behörden im Besonderen, gewürzt mit einer Prise James Bond. Ein Beispiel, das jeder wird nachvollziehen können, ist die von MS Powerpoint ausgehende Schlafmagie…

Das Grundregelwerk basiert auf dem Basic Roleplaying System, dass aus Call of Cthulhu wohlbekannt ist – naheliegend, weil auch der Horror aus CoC eine wichtige Rolle im Setting spielt. Ob es das beste System für den besonderen Humor ist, mag dahingestellt bleiben, immerhin ist es einfach und schon gut bekannt. Mehr dazu zu schreiben, würde den Rahmen hier sprengen, immerhin geht es um das Agent’s Handbook.

Das Handbook selbst fängt sehr trocken und langweilig an, steigert sich aber zum Ende hin – hier ist also Durchhaltewillen gefragt. Zunächst werden dem Leser zwei Kapitel zum Thema Spionage zugemutet, in denen lehrbuchartig die praktische Durchführung von Verfolgungen und Überwachungen beschrieben werden – und zwar, wie man sowas als Geheimdienstler denn so richtig macht, mit dem Abhören und dem Verfolgen… das tägliche Brot eines Agenten eben. Oft ist dann kurz noch ein kleiner Abschnitt angeflanscht, der sich mit den magischen Möglichkeiten des Settings befasst. In diesen Kapiteln wirkt das Buch eher lieblos erstellt, die behandelten Themen hat man anderswo schon mal interessanter geschrieben erlebt und Neues findet man auch nicht.

In nächsten Kapitel werden dann Feuerwaffen und Sprengstoffe vorgestellt, auch hier eher trockene Kost mit vielen Tabellen, aber immerhin etwas, was der Spieler für sich nutzen kann – im Gegensatz zu den Überwachungstechniken aus dem ersten Kapitel, die – wenn das Spielgefühl der Romane getroffen werden soll – kaum eine Rolle spielen dürften.

Besser wird es in Kapitel 4, dass den verheißungsvollen Namen “Black Budget, Red Tape”, also etwa “Schwarze Kassen, Dreifache Ausfertigungen” trägt. Hier geht es um den existenziellen Horror einer Behörde (das Kern-Thema der Romane, in dem sich Humor und Horror zu gleichen Teilen spiegeln) und ihre konkrete Durchführung im Spiel. Die Regeln bilden das nur mäßig gut ab, aber jeder Spielleiter, der sein Geld wert ist, kann sich aus diesem Text den grauseligsten Horror ableiten, unter dem die Spieler… äh, Spielercharaktere meine ich natürlich, fürchterlich leiden werden! Ein erster Höhepunkt des Buches sind die “Bürokratie-Zufallsbegegnungen”, die solche großartigen Einträge wie “Web filter verbal warning“ und “ISO9001 Non-Conformance Review” enthält.

Man bekommt in der Folge noch “Trainingskurse”, die für das Rollenspiel mechanisch eine Rolle spielen, aber auch als Abenteueraufhänger nützlich sind, und Charakter Templates, mit denen man sofort losspielen kann, angeboten – brauchbar, aber nicht wirklich nötig. Dann folgt noch ein Kapitel mit spielbaren Monsterklassen, gleich mit einem kurzen Abriss der damit verbundenen Probleme. Dieser Teil gefällt mir schon ganz gut. Dann kommen die für mich interessantesten beiden Kapitel, jeweils echte Höhepunkte. So ganz richtig sind sie in diesem Bücher, dass ja eigentlich die Spieler adressiert, nicht aufgehoben, denn sie richten sich an den SL. Es geht im Kapitel 8 um Spielergruppen, die nicht zur Laundry gehören, also z.B. solche, die zu einem anderen Geheimdienst gehören oder einem der dunklen Kulte anhängen. Noch besser wird es in Kapitel 9, in dem an der Zeit gedreht wird und Hinweise gegeben werden, wie man in den Zeiten “Zweiter Weltkrieg”, “Kalter Krieg” “Anfänge des Geek-Zeitalters (1970-1990)” und “Internet und Zeitalter des Kapitalismus (1990-2001)” spielen kann.

Das tollste an dem Buch sind aber die Formulare, die nun folgen. Man kann sie als SL seinen Spielern geben und sie dazu zwingen, ihre Reisekostenabrechnung zu machen und andere völlig sinnbefreite Formulare auszufüllen. Unter anderem sogar eines, dass im Anschluss vom Agenten selbst zu vernichten ist… Großartig.

Das Buch hat ein Inhaltsverzeichnis und einen brauchbar wirkenden Index, da gibts nichts zu meckern. Das Layout ist eher einfach und das Buch leider nur spärlich bebildert. Überhaupt hat mich das Artwork nicht überzeugt – verglichen mit dem erst kürzlich hier besprochenen “Der Eine Ring” ist Layout und Grafik nur Kindergartenniveau. Zur Produktionsqualität kann ich leider keine Aussage treffen, da mir nur ein PDF vorliegt.

Fazit: Da das Buch den Humor der Romane gut trifft und gegen Ende hin recht nützliche Sachen bietet – und wegen der Zufallsbegegnungstabelle für Bürokratie – gebe ich 3,5 von 5 Büroklammern.

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