Rezension: Daring Tales of Adventures Compendium 1
22 Mai 2010

Der Autor

Wenn ich nicht gerade spiele verunstalte ich Medien. Kommt einem zu Gute bei eigenen Rollenspielen wie Malmsturm oder Projekten wie Ratten!, Savage Worlds Gentlemens Edition, Scion, Sundered Skies und ein paar anderen. An und für sich bin ich der Erzählonkel, daher auch die große liebe zu FATE. Manchmal muss es aber auch ein Burger statt Steak sein und so wird gern und oft auch Savage Worlds oder wenn es klasisch sein soll Pathfinder und Konsorten gespielt. Ich probier gern und oft Systeme aus aber die eigentliche Leidenschaft sind die Hintergrundwelten.

Teilen

Kein Logo

Savage Worlds Abenteuerband

Paul “Wiggy” Wade-Williams arbeitete bei Pinnacle Games, bevor er sich mit seinem eigenen Verlag Triple Ace Games selbstständig machte. Seitdem produzieren er und der Rest von „TAG“ Woche um Woche Abenteuer und Quellenbände für das Rollenspiel „Savage Worlds“, zumeist kurze Abenteuer für verschiedene Settings, aber große Quellenbücher wie „Sundered Skies“, „Necropolis 2350“ oder „Hellfrost“.

Die erste und bisher längste Abenteuerreihe heißt „Daring Tales of Adventure“, klassische Pulp-Geschichten mit Templern, Geistern, Erforschung alter Ruinen, kichernder Bösewichte und natürlich massenweise Kampf und Verfolgungsjagden. Von der Homepage des Verlages kann man vier fertige Charaktere herunterladen, die speziell für die Reihe entwickelt wurden. Ihre Entwicklung zwischen den einzelnen Teilen der Abenteuerreihe ist vorgezeichnet, sodass ein Spielleiter nur die Charakterbögen in der passenden Stufe ausdrucken muss und sofort auf beispielsweise einem Con losspielen kann. Natürlich lassen sich auch eigene Charaktere verwenden. Ebenso auf der Homepage findet man einen Satz einfache Regeländerungen für ein pulpiges Spiel.

Inzwischen gibt es 16 „Tales of Adventure“ (und ein kostenloses Weihnachtsspecial) als PDF. Jeweils vier wurden in Kompendien zusammengefasst und erschienen in den letzten Monaten in gedruckter Form.

Das erste Kompendium (etwas unter DIN A5, 112 Seiten, schwarzweiße Innengestaltung) enthält fünf Abenteuer, da der erste Teil der Reihe zwei kleinere Geschichten enthielt, und zusätzlich die Pulp-Sonderregeln – und das zu einem unglaublichen Preis. Das Buch kostet nur ungefähr die Hälfte von dem, was die Abenteuer-PDFs einzeln kosten würden. Das Layout wurde an das kleinere Format angepasst, aber ansonsten scheint das Büchlein ein unveränderter Nachdruck der Abenteuer zu sein (abgesehen natürlich von den Seitenverweisen, die aber auch nur fast alle stimmen).

Die Regelanpassungen sind kurz (4 Seiten) aber gehaltvoll. Die Gruppe kann sich die Regelbausteine heraussuchen, die ihr gefällt, ohne dass es durch das Weglassen des einen oder anderen zu Komplikationen kommen sollte. Die Abenteuer sind allerdings für die Verwendung aller Regeln designt. Wichtige Regeln sind zum Beispiel eine Begrenzung des Schadens, der von namenslosen Schergen verursacht werden kann (die Schadenswürfel können nicht explodieren) oder die „Recurring Villains“-Regel, die es den später noch benötigten Bösewichten immer erlaubt rechtzeitig zu fliehen, bevor ihnen die Charaktere den Garaus machen können. Besonders gut gefällt mir die Sonderregel für Verfolgungsjagden, bei der eine speziell für jede Jagd angefertigte Tabelle mit besonderen Ereignissen, die Würfelorgie aufpeppt. Nicht jede Regel wird jeder Gruppe gefallen, aber alle sind stimmig und funktionieren, und sie legen den Grundstein für die folgenden Abenteuer.

Die Abenteuer schicken die Charaktere über den gesamten Erdball: Boston, Mexico, Island, Ägypten, China u. a. Es gibt Kämpfe in Zeppelinen und auf Zügen, Verfolgungsjagden zu Fuß und mit dem Auto, es gibt zusammenstürzende Brücken und steile Klippen. Pulp-Liebhaber dürften nichts vermissen: In Indiana-Jones-Manier suchen sie nach alten Schätzen und wie Doc Savage bekämpfen sie bösartige Wilde.

Die Abenteuer sind, wie man es erwartet, bis zum Kragen vollgestopft mit Action. Williams spielt dabei wunderbar mit den Regeln und nutzt immer wieder Varianten, um eine Situation spannend darzustellen. Wunderbar ist beispielsweise eine einstürzende Brücke die mit den Verfolgungsjagd-Regeln und kleinen Spielmarken dargestellt wird – eine wahnsinnige Szene, die Eindruck hinterlassen wird. Aber auch sonst schöpft Williams voll aus dem Action-Pott und bereichert fast jeden Kampf mit Komplikationen und besondere Ereignissen.

Auch sehr passend zu Pulp-Abenteuern ist ihr gradliniger Aufbau: Szene reiht sich an (Action-) Szene. Pulphelden sollen weder sterben noch sich lange mit Nachforschungen aufhalten. Nach der Verfolgungsjagd muss sofort der entscheidende Hinweis gefunden werden, der sie zur nächsten Station bringt. Reisen werden abgekürzt (man stelle sich die rote Linie vor, die bei Indiana Jones über einen Atlas wandert) und Rumgequatsche gibt es wenig.

Das bedeutet aber auch, dass der Spielleiter immer wieder helfend eingreifen muss. Verfolgte müssen gefasst werden und Geiseln müssen überleben, egal wie ungeschickt sich die Charaktere anstellen. Williams übertreibt es manchmal und entschärft Situationen, wo es nicht nötig wäre. Die großartige Szene mit der einstürzenden Brücke wird beispielsweise dadurch entwertet, dass der Spielleiter aufgefordert wird niemand sterben zu lassen.

Diese Gradlinigkeit ist besonders in Deutschland nicht zeitgemäß, aber es passt zum Genre und funktioniert in der Praxis sehr viel besser, als die Anti-Railroad-Front uns glauben machen will. Williams verknüpft die Szenen meist sehr geschickt, sodass es den Spielern vielleicht gar nicht auffällt. Viele der Situationen kann ein Spielleiter außerdem relativ leicht so umgestalten, dass die Handlungen der Charaktere mehr Relevanz bekommen. Ich würde sicherlich einiges ändern, aber welches Abenteuer ist schon perfekt?

„Daring Tales of Adventure Compendium 1“ ist eine schöne Sammlung mit pulpigen Action-Abenteuern zu einem unglaublichen Preis. Mehr als die Savage-Worlds-Grundregeln benötigt man für sie nicht und so sind sie jedem zu empfehlen, der Interesse am Genre hat.

Titel: Daring Tales of Adventures Compendium 1
Art: Abenteuerband
Regeln: Savage Worlds
Sprache: Englisch
Verlag: Triple Ace Games
Publikationsjahr: 2010
Autor: Paul Wade-Williams
Illustrationen: Chris Kuhlmann, Jordan Peacock, Linda Pitman
Coverdesign: Robin Elliott
Umfang: 112 Seiten, ca. DIN A5
Bindung: Softcover
Preis: $ 14,99
Rezensent: amel

Links:

1 Comment
1 Kommentare
  1. Danke schön für die Rezi, das klingt prima.

    Da ich letzten Freitag mit meiner Gruppe mit Savage Worlds im Pulp-Bereich angefangen habe, passt mir das in den Kram, wie die berüchtigte Faust aufs Auge. 🙂

Sag was dazu

*

DriveThruComics.com