Elyrion – Ruf der Titanen Rezension

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Musik mit Dampf

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nzwischen hat man bestimmte Erwartungen, wenn man den Namen „Erdenstern“ hört. Mit seiner Reihe „Into the …“-Soundtracks hat das Trio für fast jede Situation die richtige Hintergrundmusik für Rollenspielabende (oder ruhige Lesestunden) geschaffen. „Into the Blue“ bedient beispielsweise die Themen Seefahrt und Abenteuer, „Into the Red“ versieht Kriege und Kämpfe mit der passenden Geräuschkulisse und mit „Into the Dark“ kann man seinen Spielern das Gruseln lehren.

Erdenstern benutzt ein elektronisches Synphonieorchester, um klassische, speziell auf die Bedürfnisse der Rollenspieler zugeschnittene Soundtrack-Musik zu erschaffen: Die meisten Stücke lassen sich „loopen“, jede zum Thema passende Stimmung wird angesprochen und auf hervorstechende, aus dem Gesamtklang herausfallende Instrumente oder Melodien wird verzichtet, damit sich die Musik nicht in der Vordergrund drängt. Die Titel werden mit jeweils drei Adjektiven beschrieben (z. B. „dynamisch, heroisch, mächtig“), um die Orientierung zu erleichtern, und in der Original-„Into the …“-Reihe stehen im Booklet sogar Kombinationsvorschläge von Stücken, die zusammen eine bestimmte Geschichte erzählen.

Mit „Elyrion – Ruf der Titanen“ hat sich Erdenstern das erste Mal auf neue Wege begeben und einen Soundtrack für ein bestimmtes Rollenspiel produziert. Schon die Hülle ist anders. Statt Plastik bekommen wir ein Digipak aus Pappe. Durch eine Art zweigeteiltes Bullauge sehen wir die Themen von „Elyrion“ in Bildform: im oberen Teil des Auges weiße Engelsflügel und im unteren düstere Technik und Hochhäuser. Das in Holzoptik gestaltete Booklet erzählt von der Entwicklung des Prometheus-Verlages seit Erscheinen von „Elyrion“ und gibt zu jedem Titel einen kleinen Text mit Bildern, die das Erdenstern-Trio mit der Musik erzeugen wollen. Hier finden wir auch wieder je drei Adjektive zu jedem Stück.

Musikalisch gibt es die ganze Palette an Gefühlen. Da wären zum Beispiel die ersten beiden Titel „Der Kontinent Audakia“ und „Zwischen Finsternis und Licht“, die CD und Rollenspiel thematisch einleiten und die Titelmelodien im Vorspann eines Films sein könnten. „Die Schänke“ ist verspielt und eigenartig und „Handel und Wandel“ versprüht Exotik und gibt uns das Gefühl fremde Völker vor uns zu haben. Doch in der Welt von „Elyrion“ ist nicht alles erhaben und schön: Die Dunkelheit mischt sich ein, „Krieger aus Stahl“ wandern in die friedliche Welt und „Die Schwarze Fäule“ dringt unaufhaltsam ins Inland vor.

Die synphonischen Klänge und angenehmen Melodien, die der Erdenstern-Fan bei den anderen CDs zu schätzen wusste, findet er auch hier wieder. Dennoch halten auch „Elyrion“-typische Merkmale Einzug. Da wären zum Beispiel die mechanischen Elektrotöne, die sich wie einer Industrial-CD entlaufen, vereinzelt zwischen die Melodien schleichen und der Tatsache Rechnung getragen, dass „Elyrion“ ein episches Steam-Fantasy-Rollenspiel ist. Auch die Epik hört man heraus. Wer einmal zählt, wie häufig Adjektive wie „mächtig“, „heroisch“ oder „gewaltig“ in den Beschreibungen auftauchen, kann sich eine grobe Vorstellung davon machen. Das Bombastische kann aber auch manchmal etwas nerven, denn dieser Art Melodien drängen sich mehr in den Vordergrund als ruhigere Töne.

Erdenstern-Fans kommen mit dem „Elyrion“-Soundtrack voll auf ihre Kosten und Neueinsteiger bekommen eine CD, die die meisten Themen eines Fantasyspiels abdeckt. Nicht nur „Elyrion“ kann damit vertont werden, auch jedes andere epische Fantasy-Rollenspiel. „Exalted“ wäre damit genauso gut bedient wie „Der Herr der Ringe“ oder eine groß angelegte „Forgotten Realms“-Kampagne.


Elyrion – Ruf der Titanen
Soundtrack von Andreas Petersen, Eva-Maria Ire, Per Dittmann und Prometheus Games.
Rollenspielmusik
Oktober 2008
Gesamtspielzeit: 74:32 min.
Booklet:
12 Seiten, Klammerheftung, Bilderdruck, vollfarbig, Offset.
CD:
Compact Disc Digital Audio, Siebdruck.
Verpackung:
Digipack, vollfarbig.
Preis:14,99 €

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