Rezension: Ein Fiasko – aber nur im Spiel
31 Okt 2013

Der Autor

Wenn ich nicht gerade spiele verunstalte ich Medien. Kommt einem zu Gute bei eigenen Rollenspielen wie Malmsturm oder Projekten wie Ratten!, Savage Worlds Gentlemens Edition, Scion, Sundered Skies und ein paar anderen. An und für sich bin ich der Erzählonkel, daher auch die große liebe zu FATE. Manchmal muss es aber auch ein Burger statt Steak sein und so wird gern und oft auch Savage Worlds oder wenn es klasisch sein soll Pathfinder und Konsorten gespielt. Ich probier gern und oft Systeme aus aber die eigentliche Leidenschaft sind die Hintergrundwelten.

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Titel: Fiasko – Ein Spiel um Macht, Ehrgeiz und miserable Selbstkontrolle
Art: Grundregelwerk
Regeln: Fiasko – Spielleiterloses Rollenspiel
Sprache: deutsch
Verlag: Pro-Indie
Publikationsjahr: 2013
Autor: Jason Morgningstar
Übersetzer: Thorsten Göbel, Frank Tarcikowski, Dennis Ott, Sabine Völkel, Carsten Damm
Illustrationen: farbig
Umfang: 144 Seiten inkl. 2 farbiger Spielpläne
Bindung: Softcover
Preis: €22,95
Rezensent: Irene Strauß

Als ich 2009 das erste Mal von einem Rollenspiel namens Fiasco hörte, war ich gleich gebannt und wartete ungeduldig, bis ich das Werk endlich in meinen Händen halten konnte.

Ein Rollenspiel ohne Spielleiter für drei bis fünf Spieler und einer Spielzeit von zwei bis drei Stunden war dabei ein Bonus, aber nicht der Hauptgrund.

Was mich begeisterte, war die Aussicht Menschen mit großen Träumen über Macht und Erfolg, aber mit schlechter Impulskontrolle zu spielen. Gemeinsam mit ein paar Freunden Geschichten zu erzählen, die ähnlich verliefen wie einige Filme, die ich sehr schätze: Fargo, Burn after Reading, Very Bad Things.

Ein Spiel, das dazu da war sich eine eigene Verschwörung der Idioten zu bauen.

 

Ich war begeistert. Auch vom Buch selbst, der Gestaltung, der Schreibe.

 

Und jetzt, das ist noch viel besser, ist es auch schon auf Deutsch erhältlich. Wen wundert es, das dieses Kleinod bei Pro-Indie erschienen ist, eben der Verlag für kleine feine Rollenspiele.

 

Bevor ich in die Details des Spiels gehe, ein Wort zur Aufmachung der deutschen Übersetzung.

Sie ist dem Original sehr ähnlich, wurde aber von Kathy Schad noch ein wenig angepasst und verbessert.

Das Format ist fast gleich, nur in der deutschen Ausgabe einfach echtes DinA5. Und was beim amerikanischen Original extra herunterzuladen ist, gibt es hier in Form von zwei farbigen Spielplänen gleich mit dabei. Diese haben die Wendepunkt- sowie die Nachspiel-Tabellen abgebildet. Also auch eine Art Cheatsheet und Spielplan zur Ablage der Würfel.

 

Wie also funktioniert nun Fiasko, unabhängig von der deutschen oder englischen Ausgabe?

Was man auf jeden Fall benötigt sind sechsseitige Würfel in zwei Farben. Weiß und schwarz ist am einfachsten, ansonsten muss man festlegen, welche Farbe positiv und welche negativ ist. Es werden pro Spieler je zwei Würfel beider Farben benötigt. Also für vier Spieler 16 Würfel, 8 in weiß, 8 in schwarz – nur so als Beispiel.

Die Spieler suchen sich ein Setting aus, in dem sie ihr Fiasko ausspielen wollen. In diesem Buch sind vier Kulissen, wie sie genannt werden, enthalten: „In einer kleinen Stadt“, „Im Wilden Westen“, „Geschichten aus der Vorstadt“ und „Im ewigen Eis“.

Diese Kulissen enthalten jeweils vier Tabellen, nämlich Beziehungen, Bedürfnisse, Orte und Gegenstände. Es gibt im englischen noch ein Fiasco Companion, welches auch schon für eine deutsche Übersetzung angekündigt ist. Darin sind weitere Kulissen enthalten. Genauso gibt es für Spieler mit guten Englischkenntnissen jede Menge kostenlose Settings im Netz, u.a. auf Drivethrurpg.com.

 

Wenn das Setting klar ist, werden alle Würfel gewürfelt und . . . hier höre ich auf in die Details zu gehen. Denn ich könnte ausführlich die Regeln erklären, aber dann könntet ihr es ja fast schon ohne Buch spielen. Und das will ich ehrlich gesagt nicht.

 

Ich bin ein Fiasko-Enthusiast. Ich habe das Spiel schon vier- oder fünfmal auf Cons gespielt. Dabei hat es bei den ersten beiden Versuchen ehrlich gesagt, nicht so recht geklappt. Wir hatten trotzdem viel Spaß, aber so richtig rund laufen wollte es nicht. Bei späteren Spielen hat es entweder super geklappt oder war durchwachsen. Warum bin ich dann noch immer so enthusiastisch? Eben weil es auch schon geklappt hat. Und weil man so viele positive Berichte hört. Und weil das Prinzip des Spiels mir einfach am Herzen liegt.

Jetzt, wo das Spiel auch noch auf Deutsch vorhanden ist und damit potentiell für noch mehr Spieler zugänglich, werde ich es definitiv auf dem nächsten Con wieder probieren.

 

Ich will also, dass ihr euch das Spiel holt. Oder zumindest wäre es toll, wenn ihr es mal ausprobiert.

 

Deshalb noch kurz was zu den Würfeln und Regeln: das Spiel teilt sich in zwei Akte, pro Akt gibt es je zwei Szenen pro Spieler. Dazwischen liegt ein Wendepunkt und am Ende kommt das Nachspiel. Ganz zu Beginn nimmt man die Würfelergebnisse, um aus den Tabellen der Kulissen die Details zu bestimmen. Ringsum Beziehungen und Bedürfnisse, Orte und Gegenstände. Dann werden die Würfel mittels ihrer Farbe dazu benutzt, um den Ausgang des gespielten Szenen als positiv oder negativ für den Charakter zu deklarieren.

Und jeweils zum Wendepunkt und zum Nachspiel würfelt man wieder… Neue Elemente werden eingeführt, bzw. am Ende wird bestimmt, welche Richtung das Ende für die einzelnen Charaktere nehmen soll.

 

Das klingt alles ganz einfach. Es gibt auch einige Tipps im Buch, wie man einige Dinge gestalten sollte, damit das Fiasko besser funktioniert (jaja, habe ich schon mehrmals durchgelesen). Auch wird Wert darauf gelegt, gemeinsam zu spielen und sich auch Dinge für die anderen Charaktere zu überlegen. Wertvolle Tipps, die man auch auf andere Spielrunden übertragen kann – z.B. bei Fate. Aber das nur nebenbei.

 

Wem dies nicht genug an Erläuterung ist, aber des Englischen mächtig, der kann sich gerne die Folgen von Tabletop anschauen, in denen Wil Wheaton mit drei Freunden Fiasko spielt. Mit Erschaffung des Settings sind das gut eineinhalb Stunden, die aber sehr unterhaltsam sind.

 

Noch ein paar Worte zur Übersetzung: Zwar wird angemerkt, dass nicht alle Filmzitate, von denen es reichlich gibt, den Filmdrehbüchern entsprechend übernommen wurden, sondern frei übersetzt sind. Aber da haben die Übersetzer schon recht: auch Filmfreaks sollten das verzeihen können.

Ansonsten kann ich nichts an der Übersetzung aussetzen. Ich finde die deutsche Version gut und verständlich. Ich finde es auch nette Details, dass man beim Spielbericht die Namen der Spieler mit deutschen, tatsächlich existierenden Leuten ersetzt hat (wird in der Danksagung erwähnt). Genauso hat man sich die Mühe gemacht, die interessanten Links am Ende nicht nur mit den Links zum deutschen Verlag sondern generell deutsch zu gestalten. So erhält man hier Links zu Tipps wie man Leichen verschwinden lassen kann oder Ausweise fälscht, die eben auf deutsche Seiten führen. Besonders der Link zu „Wie man verhindert, von Bären verkloppt zu werden“ gefällt mir persönlich am besten.

Es gibt noch ein paar Fehler im Text, mal ist eine Überschrift falsch (z.B. Bedürfnisse statt Orte beim Setting „Im ewigen Eis“). Das sind Dinge, über die ich bei so einem Produkt gerne hinwegsehe. Wenn genug verkauft werden, gibt es eine neue Auflage, die ist dann fehlerfrei. Also, los, seid nett zu euren Mitspielern, geht los, kauft euch Fiasko. Dann spielt es, begeistert andere und die können dann davon profitieren. ;o)

 

Vielleicht noch ein Hinweis, falls ihr den Anfang schon wieder vergessen habt. Wenn ihr Geschichten, ob nun in Film- oder anders erzählter Form, mit Losern als Protagonisten oder vermeidbaren Blutbädern und ungehobelter Sprache nicht schätzt, dann ist es vielleicht nicht euer Spiel.

 

Hier die Links, über die ihr euch noch informieren könnt:

 

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