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Rezension: Blutroter Stahl
17 Mai 2016

Der Autor

Wenn ich nicht gerade spiele verunstalte ich Medien. Kommt einem zu Gute bei eigenen Rollenspielen wie Malmsturm oder Projekten wie Ratten!, Savage Worlds Gentlemens Edition, Scion, Sundered Skies und ein paar anderen. An und für sich bin ich der Erzählonkel, daher auch die große liebe zu FATE. Manchmal muss es aber auch ein Burger statt Steak sein und so wird gern und oft auch Savage Worlds oder wenn es klasisch sein soll Pathfinder und Konsorten gespielt. Ich probier gern und oft Systeme aus aber die eigentliche Leidenschaft sind die Hintergrundwelten.

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Titel: Blutroter Stahl
Art: Erzählungen
Regeln: n/a
Sprache: Deutsch
Verlag: Prometheus Verlag
Publikationsjahr: 2016
Autor: André Skora, Ingo Schulze, Michael Quay (Hrsg.)
Illustrationen: Lina Fleing, David Lewis Johnson, Volker Konrad, Joyce Maureira, William McAusland, Elfi Rahn, Christel Scheja
Umfang: 380 Seiten
Bindung: Taschenbuch, E-Book
Preis: 14,99 € (Taschenbuch), 4,99 € (E-Book)
Rezensent: Andreas Melhorn

Blutroter Stahl

Hinweis: Ingo Schulze, einer der drei Herausgeber des Buches, ist ein Freund von mir. Das bedeutet, dass ich nichts über das Buch schreiben würde, wenn es mir nicht gefiele. Aber es gefällt mir, also schreibe ich.

Umringt von „Game of Thrones“, „Shannara“ und „Der Herr der Ringe“ könnte man fast vergessen, dass es mal eine andere Art der Fantasy gab, eine rohere, wildere Art. „Sword and Sorcery“ findet man kaum noch in den Buchläden. Da ist es zumindest interessant, wenn eine Anthologie mit Sword-and-Sorcery-Geschichten auftaucht. „Blutroter Stahl“ sammelt mehrere Erzählungen verschiedener deutscher Autoren. Breitschultriger Barbaren metzeln sich durch Geisterhorden, gewitzte Schurken erschwindeln sich ihren Lebensunterhalt und kampfwillige Freunde gehen auf die Suche nach einer entführten Frau.

Genre-Anthologien sind ja so eine Sache. Es gibt viel Mist auf dem Markt. Ehrlich gesagt war ich zunächst ziemlich skeptisch. Die ersten Sätze des Buches schienen meine Befürchtungen zu bestätigen:

Dem ersten der Spektren, deren dunkle Schemen sich aus dem Nebel schälten, rammte Gor den Schaft seiner Axt vor den Kehlkopf. Ein unirdisches Kreischen ertönte, bevor Gor die Waffe in einem großen Bogen schwang und mit dem rot glühenden Blatt den Schädel der Kreatur zerteilte.“

Würde ich eine Aneinanderreihung an schwülstigen Metzelszenen zu lesen bekommen? Sehr schnell stellte sich jedoch heraus, dass der brachiale Anfang nicht nur einen hervorragenden Einstieg in das Buch darstellt, sondern auch die kommende Geschichte perfekt einleitet. „In den Wäldern so still“ von Christian Günther (er hat, soweit ich weiß, nichts mit dem gleichnamigen Autoren von Degenesis zu tun) bietet die klassische Barbarengeschichte des Genres. Der große Klotz Gor ist es gewohnt, aus Kneipen zu fliegen, nur weil er gefährlich aussieht, und doch versucht er die unfreundlichen Tavernenbesucher vor den anrückenden Spektren zu retten. Unterhaltsam und gut geschrieben bildet die Geschichte das Fundament des Bandes.

Die weiteren Geschichten decken ein weites Spektrum ab: Zwei Schurken, die sich seit einem Jahr gemeinsam durchs Leben schwindeln und prügeln, sehen sich von einer ganzen Armee verfolgt. Ein Maler und ehemaliger Schurke gerät in die Gewalt von Invasoren, die sein Dorf vernichten. Zwei Küstendämonen und ein Sylphe gehen auf die Suche nach einer Frau, die von einem Nebel entführt wurde. Drei Freunde dringen in einen alten Berg ein. Ein Kriegerkönig sieht sich von Feinden umringt. Es wird viel Abwechslung geboten.

Die unterhaltsamen Geschichten machen Spaß. Sie bieten kurzweilige Unterhaltung der lockeren Art und die eine oder andere überraschende Pointe. Natürlich können nicht alle Geschichten gleich gut gefallen. Zwei Erzählungen habe ich nicht zu Ende gelesen. Eine Aneinanderreihung von Halbsätzen, gespickt mit altmodischen Verben und wuchtigen Adjektiven sorgt nicht für die angestrebte brachiale Stimmung sondern eher für ein Schaudern meinerseits. Der positive Eindruck kann davon aber nicht getrübt werden. Ein wenig Kitsch und hin und wieder ein Klischee sind leicht zu verzeihen, wenn man gut unterhalten wird. Nach dem gelungenen Einstieg war es vor allem die Geschichte „Finde Frieden unter den geborstenen Monden“ von Thorsten Küper, die positiv hervorstach – definitiv das Hightlight des Buches. Da wird auf wenigen Seiten ein kleines Epos gestrickt. „Die letzte Schlacht“ von Tom Daut hat mir ebenfalls gut gefallen. Sie handelt von dem oben erwähnten Kriegerkönig, der sich von zu vielen Feinden umringt sieht und schon lange keine Lust mehr hat, Kriege zu führen. Als letztes seien noch „Der Krähenkönig“ wegen seiner beiden witzigen Hauptfiguren und „Blutstein“ wegen der spannenden Handlung erwähnt, die mir beide ebenfalls gut gefallen haben.

Genrefans kann ich das Buch nur ans Herz legen.

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