Shadowrun War! erschienen
15 Dez 2010

Der Autor

Wenn ich nicht gerade spiele verunstalte ich Medien. Kommt einem zu Gute bei eigenen Rollenspielen wie Malmsturm oder Projekten wie Ratten!, Savage Worlds Gentlemens Edition, Scion, Sundered Skies und ein paar anderen. An und für sich bin ich der Erzählonkel, daher auch die große liebe zu FATE. Manchmal muss es aber auch ein Burger statt Steak sein und so wird gern und oft auch Savage Worlds oder wenn es klasisch sein soll Pathfinder und Konsorten gespielt. Ich probier gern und oft Systeme aus aber die eigentliche Leidenschaft sind die Hintergrundwelten.

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Shadowrun-Quellenband

Catalyst Game Labs verkündete gestern: WAR! für Shadowrun 4 ist erschinen. Mit dem Quellenbuch wird eine neue Ära für Runner eingeleutet. War! bringt Shadowrun Spieler in die Welt des offenen Krieges. Sabotagemissionen hinter feindliche Linien, Aufklärungsoperationen und die Taktik kleiner Kampfeinheiten. Alle die nötigen Background-Informationen, Ausrüstungen und Regeln kommen in diesem Shadowrun-Quellenbuch daher. Dazu heißt es:

The diplomats have failed. The tensions have only grown worse. Each side has pushed the other too far, so there’s nothing left to do but fight. At the border of Aztlan and Amazonia, war has broken out. The streets of Bogotá are being pummeled, mercenaries are being hired and killed in approximately equal numbers, and blood is being spilled in dark rooms to give strength to mages on the battlefield. Most importantly, runners are being hired by the score.

War! puts Shadowrun players into the world of open combat. From sabotage missions behind enemy lines to intelligence operations to small-squad mercenary tactics, War! provides the background information, gear, and rules players need to plunge into the chaos of battle

Zum Buch gibt es auch ein paar Wallpapers auf der Facebook-Seite zum Download

WAR! erscheint sowohl als Buch als auch als PDF-Download im Battleshop oder bei Drivethru

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2 Comments
2 Kommentare
  1. Oh mein Gott.

    Ok. Wenn man War, das neueste Buch für shadowrun, liest, ist es einfach, sich einfach in Rage zu schreiben über die vielen, vielen Konfliktpunkte mit Shadowruns 21 Jahre alter, etablierter und beliebter Storyline. Gerade die vierte Edition ist sehr gut aufgenommen worden, und generell hat sie diese bis jetzt auch gut weitergeführt. Jetzt, wo diese Edition ‚erwachsen‘ ist, also alle Kernregelwerke herausgebracht sind, sollte man meinen, dass das Produzieren neuer Bücher auf der Basis von Story und kompletten Regeln quasi ein Selbstläufer wäre. Und das aktuelle Berlinbuch machte ja Hoffnung auf mehr von dieser hohen Qualität.

    Mitnichten.

    Catalyst Game Labs, die amerikanischen Herausgeber von Shadowrun, haben erhebliche finanzielle Probleme, haben sich mit ihrem Lizenzgeber angelegt und es gab einige hässliche Prozesse; außerdem den größten Teil ihrer eingearbeiteten Schriftsteller über kreative Streitigkeiten mit dem neuen Chefredakteur verloren. Dieses Buch ist komplett von Neulingen geschrieben, Neulingen geschrieben, die öffentlich zugegeben haben, weder vom Hintergrund Shadowruns, noch von den Regeln viel Ahnung zu haben. Also ist es Zeitverschwendung, sich darüber aufzuregen, dass da vieles auf keinen Fall zusammen passt (wie beispielsweise die fröhliche Zombiejagd und Nekromantenartefaktsuche unter dem zusammengebrochenen magischen Schutzschild von Auschwitz). Es sind neue Leute, ein nicht eingearbeiteter Chefredakteur, und die Lizenz der Firma ist nur auf einer Sechs-Monat-Basis vergeben worden, also müssen sie schnell und viel produzieren.

    Leider ist sogar bei so einer freundlichen Betrachtungsweise wenig Gutes über das Buch zu sagen. Lektoren scheint sich CGL keine mehr zu leisten, und selbst Rechtschreibprüfungsfunktionen sind offenbar ungenutzt geblieben, es gibt auf jeder Seite mindestens einen groben Rechtschreib- oder Grammatikfehler. Die Erzählebenen werden konsequent gebrochen; mal spricht das Buch als Forumspost der internen Spielwelt zum Leser, um dann die Ebene zu brechen und als allwissende Spielinformation daherzukommen. Charakterisierung der verschiedenen Charaktere, die die in-Welt-Artikel schreiben ist äußerst schizophren, teils sprechen Charaktere wie komplett unterschiedliche Persönlichkeiten innerhalb einer Seite. Eine spezielle Erwähnung verdient die grauenvolle Verwendung von Fremdsprache; auch wenn es auf Englisch herausgegeben wird, verfügt Catalyst ja eigentlich über einen Pool an Schreibern, die sowohl des Spanischen als auch des Deutschen mächtig sind. Heraus gekommen sind ein U-Boot namens Wasserträger, ein Raketenboot namens Jagdpferd und der Flugzeugträger Glucke; ich spreche selbst kein Spanisch, aber das muss es ähnlich sein, nach dem was Spanisch Sprechende mir versichert haben. Alles in allem eine sehr, sehr dürftige Präsentation des Materials, eine die selbst Neulingen unter den SR-Schriftstellern, ja selbst Erstellern einer Fan-Website schlecht zu Gesicht stünde.

    Dieses neue Quellenbuch, „War!“, behandelt eigentlich den Krieg zwischen zwei großen Nationen der Spielwelt, dem hoch industrialisterten Aztlan und dem ökologisch-fundamentalistischen Amazonien. Diese sehr wichtige Information muss der Leser aber schon irgendwo her haben, denn das Buch teilt sie ihm zu anfang erst einmal nicht mit. Stattdessen beginnt es, indem es uns die Bevölkerungsstruktur Bogotás erklärt. Sehr viel später wird tatsächlich erwähnt, dass diese Stadt sich auf der Front dieses Krieges, um den es in dem Buch ja gehen soll, befindet. Aber dafür muss man eine ganze Weile lesen. Kein sehr guter Grund, sich die eher trockene Beschreibung dieser Stadt durchzulesen.

    115 Seiten des Buchs werden für die Beschreibung Bogotás und des Aztlan-Amazonien-Krieges aufgewandt, und dennoch hinterlässt es den Leser ohne jede Information darüber, was der Auslöser dieses Kriegs ist, wo er geführt wird, von wem er geführt wird, womit er geführt wird, worum gekämpft wird oder was die Ziele der Kriegsparteien sind. Es gibt keine einzige Karte in diesem Buch, keine Kampfberichte, keine Beschreibung von Einheiten oder Truppenbewegungen, nichts von alledem was jeder der einmal eine Dokumentation von Guido Knopp geschaut hat erwarten würde. Ehrlich gesagt ist es sogar schwer zu beschreiben worum es in den einzelnen Kapiteln geht, da alle auch Platz aufwenden, Straßengangs oder NSC zu beschreiben (manche der NSC sind allenfalls sehr peripher in diesen Krieg eingebunden), um Spielwerte von Bäumen zu geben (ja, Bäumen), oder um sonstwohin abzuschweifen. Im Kapitel „Culture of Bogotá“ gibt es eine Diskussion darüber, wie man im tiefen Dschungel, fernab aller Zivilisation, Krieg führt, gefolgt von einer Beschreibung der konzerngesponsorten Festivals in der Stadt.

    Die nächsten 80 Seiten beginnt das Buch dauernd zwischen Erzählebenen zu springen, hinein in die Charakterebene und wieder hinaus in die Ebene des allwissenden Erklärwerkes (selbst im Kapitel „Game Information“). Es folgen sehr kurze Beschreibungen anderer „Warzone Hotspots“, um dann neue Regeln und neue Ausrüstung einzuführen. Diese Kapitel sind nicht einfacher zu lesen als Bogotá, denn sie sind schlecht sortiert; so werden die Psychologieregeln von 7 Seiten Sprengmitteln und Fahrzeugpanzerung unterbrochen. Die ‚Hotspots‘ hinterlassen einen schalen Beigeschmack dank einiger eher missratener Witze über Auschwitz und der Auswahl und sehr uninspirierten Aufarbeitung der Zonen. Zwei der fünf Kriegsgebiete liegen nur wenige Kilometer voneinander entfernt, ein Hinweis dass den Verfassern die räumliche Nähe zwischen Tschechien und Polen ganz offenbar unbekannt war. Weltkarten lesen ist halt schwierig.

    Was die Regeln angeht, sieht es ziemlich danach aus, als hätte man die meisten Werte über Zufallszahlen ermittelt. Selbst wenn man Subtilitäten wie die Tatsache dass die amazonische Magietradition regeltechnisch nicht legal ist (und man sie nicht in den Game Informations findet, auch wenn es sich definitiv um Regelmaterial handelt), die Zahlen im Buch machen auch untereinander verglichen wenig Sinn, ebenso wenig sind die Regeln konsequent. Erst wird gesagt, einer Atomwaffe Werte zu geben sei sinnlos, um es dann im nächsten Absatz zu tun. Und eine konventionelle Cruise Missile macht dann mehr Schaden als die Atomwaffe. Und als sei das nicht genug, erlauben die gegebenen Regeln für verbundene Granaten es einem Säckchen voller Minigranaten, mehr Schaden als diese Cruise Missile zu machen. Diese Regeln sind definitiv weder kohärent noch plausibel noch eine belastbare Basis für eine fünfte Edition. Bedauerlicherweise scheint CGL sie genau dafür benutzen zu wollen.

    Wenn man den im Buch gegebenen Spielhintergrund betrachtet, ist es offensichtlich, dass hier keinerlei Recherche betrieben wurde. Zwar behandelt das Buch mehrheitlich die Stadt Bogotá, aber weder wird irgendwo erwähnt dass die Stadt auf derselben Höhe wie die Zugspitze liegt (mit entsprechender Höhenluft), noch bekommt man irgendein Gefühl für die Stadt. Anscheinend gehen die Bewohner Bogotás ihrem normalen Leben nach, auch wenn über ihnen Cruise Missiles und feuerspeiende Drachen hinweg donnern. Alles ist sehr vage beschrieben – man bekommt schnell den Eindruck, hier wird bewusst auf Nennung irgendwelcher Details verzichtet, in der Hoffnung so kaschieren zu können dass man sich jede Recherche gespart hat. Was hier besonders frappierend ist, ist der komplette Mangel an Landkarten in einem Buch das immerhin vorgibt einen Krieg zu beschreiben.

    Was dieses Buch sein will ist scher zu sagen, denn es scheint es selbst nicht zu wissen. Es gibt kein Grundthema, keinen roten Faden. Teils gibt es Essays über dasselbe Thema von verschiedenen Autoren, aber niemand macht sich die Mühe, die beiden zu kontrastieren oder gegenüber zu stellen. Ich weiß auch nach mehrmaligem Lesen dieses Buchs nicht wirklich, worum es in diesem Krieg den es zu beschreiben vorgibt geht. Es gibt Andeutungen dass die öko-fundamentalistischen, technikfeindlichen Amazonier wütend auf die umweltverschmutzenden, geldgierigen Aztlaner sind, weil sie Bäume pflanzen. Das ist hier offenbar der Plot. Das ist mehr als nur fragwürdig.

    Auch wenn manche der essays halbwegs kohärent und kompetent geschrieben sind, und mehr oder minder das Thema Krieg oder sogar den Krieg zwischen Amazonien und Aztlan behandeln, auch wenn sie in einem anderen Buch, das aus weniger schlecht geschriebenen Kapiteln besteht, wohl tragbar wären, alles in allem ist dieses Buch eine Beleidigung. Hier wird Geld für etwas verlangt was vielleicht – vielleicht – ein erster Entwurf sehr früh im Schreibprozess sein könnte. Vermutlich selbst das nicht, zumindest meint eine Freundin, die in der Verlagsbranche arbeitet, ein Manuskript mit mehr als drei erheblichen Schreibfehlern würde automatisch im Müll landen, weil das ein eindeutiger Hinweis ist, dass dem Autor das, was er abliefert, egal ist.

    Genau den Eindruck gewinnt man bei War. Ich kann nur dringendst davon abraten, dieses Buch zu kaufen. Ich rate sogar davon ab, es illegal zu ziehen. Man kann mit seinem Festplattenspeicherplatz wirklich sinnvolleres machen.

  2. Hi, na das grenzt ja schon fast an einer Rezension. Danke für den wirklich sehr ausführlichen Kommentar.

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