Kurzrezension: Die Schulen der Magie
29 Aug 2022

Der Autor

Wenn ich nicht gerade spiele verunstalte ich Medien. Kommt einem zu Gute bei eigenen Rollenspielen wie Malmsturm oder Projekten wie Ratten!, Savage Worlds Gentlemens Edition, Scion, Sundered Skies und ein paar anderen. An und für sich bin ich der Erzählonkel, daher auch die große liebe zu FATE. Manchmal muss es aber auch ein Burger statt Steak sein und so wird gern und oft auch Savage Worlds oder wenn es klasisch sein soll Pathfinder und Konsorten gespielt. Ich probier gern und oft Systeme aus aber die eigentliche Leidenschaft sind die Hintergrundwelten.

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„Sprache ist Magie

Mit Sprache können wir alle möglichen Dinge und Personen, egal ob reale, abstrakte oder erfundene, erklären und beschreiben. Sprachen lernen ist deshalb nicht nur wichtig, sondern in der Natur der Menschen tief verwurzelt. In Die Schulen der Magie wird das Sprache(n)lernen auf spielerische Art und Weise vermittelt. Das Sprachlernrollenspiel bezieht sich auf den Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Sprachen. Drei Sprachen werden im Buch exemplarisch vorgestellt: Latein, Englisch und Deutsch.“

Ganz zweifellos ist Die Schulen der Magie ein etwas anderes Rollenspiel, als wir das „normalerweise“ gewohnt sind. Mit einem sehr simplen W6-Regelsystem, bei dem auf gerade einmal 3 Attributen gegen festgelegte Schwierigkeitswerte gewürfelt wird, fällt der Einstieg enorm leicht. Alles dreht sich hier mehr oder minder um Magie, für die es hier keine spielerischen Barrieren geben soll: Jeder erdachte Zauberspruch ist erlaubt, sofern er die Grundvoraussetzungen für Magie in eurer Spielrunde entspricht: Schwierigkeitsgrad 1 (elementare Sprachverwendung) wären einfache Vokabeln und simple Phrasen in der festgelegten Sprache, Schwierigkeitsgrad 2 (selbstständige Sprachverwendung) wären komplexere Sätze mit unterschiedlichen Zeitformen etc., und Schwierigkeitsgrad 3 (kompetente Sprachverwendung) wären anspruchsvolle Sätze in Reimform. Je nach Sprache und eurem Wissensstand derselbigen könnt ihr gemeinsam abstimmen, wo ihr euch bewegt, und dann loslegen. Für Magie müsst ihr übrigens nicht würfeln, sondern eine App mit Spracherkennung bemühen. Wird euer Zauberspruch verstanden, ist es ein voller Erfolg, versteht die App euch nicht, ist es ein Fehlschlag, und versteht die App etwas Falsches, so handelt es sich um einen Patzer, der mitunter gravierende Folgen haben könnte, je nachdem, was denn der Effekt statt seiner ursprünglichen Absicht nun hervorruft. Um hier noch einmal Nachhilfe zu leisten, findet ihr einen großen Abschnitt zum Thema Lautschrift und Grammatik im Buch. Was die optische Gestaltung betrifft, beschränkt man sich auf ein mystisch anmutendes Wasserzeichen-Muster auf allen Seiten im Hintergrund sowie mit einem Filter bearbeitete Fotos.

Das Szenario, kaum überraschend, spielt an einer Zauberschule oder einer Hexenschule, und der Autor macht keinen Hehl daraus, dass er sich hierbei durch Harry Potter und Bibi Blocksberg hat inspirieren lassen.
Beispielhaft werden hier zum einen Die „Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim-Schule für Zauberkundige“ sowie der Hexenzirkel der „Hexen von Osterwieck“ vorgestellt, mitsamt Lehrkräften, wichtigen Schüler*innen und vielem mehr. Die folgenden Kapitel widmen sich sonstigen Institutionen in der Magiewelt, Verbündeten, Gegnern, Tieren, und magischen Wesen, bevor ihr dann ein Einstiegsabenteuer mit dem Titel „Der Ausflug“ vorgesetzt bekommt und in einem abschließenden Kapitel kurze Anregungen bekommt, wie man eigene Abenteuer gestaltet.
Da der Autor mit einem Augenzwinkern auf seiner Homepage selbst darauf hinweist und entsprechend auch eine gewisse Gewichtung in seinem Buch darauf legt, möchten wir dies auch nicht unerwähnt lassen. Im Fazit: das Buch versucht sauber zu gendern. Für mich ist das Thema Gendering noch nicht gänzlich klar, was der richtige Weg dabei ist und was nicht, hier habe ich aber das Gefühl, dass man hier zwar klar Stellung bezieht, aber in der Ausführung nicht gänzlich konsequent ist. Was ich damit meine? Es wird zwar von „Spieler*innen“ geschrieben, auf der anderen Seite aber in der weiblichen Form mit „die Spielleiterin“ generalisiert (und damit der männliche Spielleiter ausgeschlossen, oder?), um dann später von „männlichen Hexen“ zu schreiben, wo im Teilsatz davor bereits der Begriff Hexer gefallen ist. Passend hierzu erhält das Charakterblatt ein Feld „Pronomen“, damit auch nicht-binäre Menschen sich korrekt ansprechen lassen können. Diese Pronomen werden bei sämtlichen im Buch vorgestellten Personen auch konsequent in Klammern dahinter gesetzt, ebenjene Personen sind allerdings allesamt binär. Und wenn wir schon dabei sind: Ich stolpere beim Lesen einfach über Satzanfänge wie „Welche*r Lehrer*in…“ und würde, wenn es sich anbietet, diese Fragestellung einfach mit einem „Welche Lehrkraft …“ umschiffen.

Die eigentliche Zielsetzung dieses Systems ist aber ganz klar die Implementierung ins Sprachenlernen durch das besagte Magiesystem, für eine Altersklasse von ca. 12-18 Jahren. Und genau dafür ist Die Schulen der Magie vermutlich perfekt geeignet. Eine Einbindung in den Schulunterricht bzw. zumindest in die Freizeit begleitend zum Schulunterricht erscheint sinnvoll und hilfreich, das einfache System hat sicherlich auch seine Schwächen (z.B. der nicht gänzlich hinreichende Einfluss der Kompetenzen im Vergleich zu normalen Schwierigkeiten, die Tatsache, dass, egal welcher Zauber, das jeweilige angesteuerte Attribut beim Gegner stets auf 1 heruntersetzt, unabhängig von der Stärke des Zaubers oder der Häufigkeit), dies alles kann man aber verzeihen, wenn man bedenkt, was die eigentliche Zielsetzung dieses Systems ist. Gegebenenfalls kann Die Schulen der Magie als Einstieg in ein ganz tolles Hobby genutzt werden, denn gemessen mit den großen Systemen ist man hier in gewisser Weise zwar nicht in seinen Möglichkeiten limitiert, aber das Regelwerk überlässt bei seiner Offenheit vieles der Spielleitung, was in anderen Systemen klar geregelt wird. Wer sich (in einer kleinen Gruppe) mit einer neuen Fremdsprache auseinandersetzen möchte, könnte hiermit zumindest schnell Lust bekommen, fleißig.

Rezensent:
Brandtastisch.de
Matthias Brandt

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