SLA Industries Rezension
04 Apr 2009

Der Autor

Wenn ich nicht gerade spiele verunstalte ich Medien. Kommt einem zu Gute bei eigenen Rollenspielen wie Malmsturm oder Projekten wie Ratten!, Savage Worlds Gentlemens Edition, Scion, Sundered Skies und ein paar anderen. An und für sich bin ich der Erzählonkel, daher auch die große liebe zu FATE. Manchmal muss es aber auch ein Burger statt Steak sein und so wird gern und oft auch Savage Worlds oder wenn es klasisch sein soll Pathfinder und Konsorten gespielt. Ich probier gern und oft Systeme aus aber die eigentliche Leidenschaft sind die Hintergrundwelten.

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SLA Industries Logo

Guns kill but so does the truth

SLA Industries mit wenigen Worten zu beschreiben, ist schwer. Es ist ein klassisches Rollenspiel, dass trotz seines Alters noch so manchen Anhänger hat. Wem „Shadowrun“ mit seinen Elfen und Drachen zu bunt oder „Cyberpunk 2020“ nicht dunkel genug ist, könnte bei „SLA Industries“ finden, wonach er sucht. Noch einen guten Schuss Science Fiction und Horror und eine ordentliche Prise bitterböse Gesellschaftssatire dazu und man bekommt eine grobe Vorstellung, worum es geht.

Die vorliegende „Version 1.1“ ist eine gescannte PDF-Datei. Das ist zwar nicht unbedingt Stand der Technik, doch Cubicle 7 hat sich alle Mühe gegeben, trotzdem ein vernünftiges Produkt abzuliefern. Der Text ist zweifarbig, der Seitenhintergrund – und damit die Textkästen – in Grautönen. Das Ergebnis ist auf dem Bildschirm zwar etwas unscharf, doch das Druckbild ist klar und gut lesbar. Einzig die wenigen Seiten mit weißer Schrift auf schwarzem Grund und häufig dunklen Bilder trüben das Druckerlebnis. Man kann den Text sogar durchsuchen, weil ein automatisches OCR angefertigt (aber sicherlich nicht Korrektur gelesen) und der unsichbare Text unter das Bild gelegt wurde. Für „Version 1.1“ wurden einige Textstellen klarer formuliert und zusätzliche Illustrationen eingefügt.

sla-industries

„SLA Industries“ ist ein Megakonzern, der nicht weniger als das komplette bekannte Universum kontrolliert. Der Kapitalismus hat gewonnen. Der Konzern trat zunächst als Waffenfirma in Erscheinung und belieferte alle Krieg führenden Planeten, bis er schließlich als einziger Gewinner dastand. Die Planten wurden unter der Kontrolle des Konzerns befriedet und anschließend bis auf die letzte Ressource ausgebeutet.

Zentrum der Macht und hauptsächlicher Handlungsschauplatz ist der Firmensitz auf dem Planeten Mort, dessen Ozeane verseucht, die Natur zerstört und das gesamte Land von einer gigantischen Stadt bedeckt ist. Über allem thronst das Gelände von „SLA Industries“, wo die besser verdienenden Angestellten gut bewacht und in Luxus wohnen. Das so genannte „Uptown“ wurde einfach auf die anderen Schichten der Stadt – das verwahrloste „Downtown“ oder gar den tödlichen „Cannibal Sector“ – gebaut. Durch einen Unfall schnitt sich „SLA Industries“ von diesen Schichten ab, doch statt eines Wiederaufbaus wurden Downtown und die anderen Stadtteile einfach abgeriegelt. Riesige, gut bewachte Mauern trennen die verschiedenen Gesellschaftsschichten. Mr. Slayer – oberster und offenbar unsterblicher Boss von „SLA Industries“ – kann diese Stadtteile jedoch nicht einfach ignorieren, denn dort hausen die befeindeten Firmen, Serienkiller und andere Monstren. Er schickt seine Angestellten – so genannte „Operatives“ – dort hinein, um Feinde zu beseitigen und andere Probleme zu lösen. Die Operationen werden häufig von Kamerateams aufgezeichnet und live gesendet – die Bevölkerung will schließlich unterhalten werden.

Die Spieler verkörpern diese „Operatives“. Sie bekommen Aufträge (sie müssen zu Beginn ihrer Karriere in langen Schlangen dafür anstehen) und können bei erfolgreichem Abschluss ihren Status steigern. Sie jagen die vielen Serienkiller, reinigen die Kanalisation von fleischfressenden Schweinen oder bekämpfen die gegnerischen Firmen, die mit Tricks und Terror versuchen, die Macht von „SLA Industries“ zu untergraben. Und als wären Serienkiller und Verbrecher nicht genug, müssen die „Operatives“ betriebsinterne Intrigen überleben, sich dem durch Umweltverschmutzung immerwährenden Regen stellen und Carriens bekämpfen, den menschenfressenden Wesen aus dem „Cannibal Sector“, die immer wieder einen Weg nach Downtown finden.

Obwohl auch Intrigen und Horror Bestandteil einer SLA-Kampagne sind, geht es doch meistens um Action und Kampf, was die Ausrüstungsliste und die verschiedenen Spielerrassen anschaulich gelegen. Es gibt Menschen und mit Elfen vergleichbare, PSI-begabte „Ebons“. Der Rest der Rassen – die von Kampfdrogen abhängigen „Frother“, katzenhafte „Wraith Raider“, „Brain Waster“, für den Kampf gezüchtete „Stormer“ und eine Alien-Kriegerrasse namens „Shaktar“ – sind alles Kriegertypen in verschiedener Ausprägung.

Bei der Charaktererschaffung verteilen die Spieler Punkte auf eine Reihe Attribute, Fertigkeiten und Vor- und Nachteile. Fertigkeitsproben werden entweder gar nicht gewürfelt (wenn genug Zeit vorhanden ist und der Charaktere einen ausreichend hohen Fertigkeitsrang besitzt) oder der Wert zu 2W10 hinzuaddiert. Ein Ergebnis von 11+ ist ein Erfolg. Der Kampf basiert auf den gleichen Proben und ist ziemlich tödlich. Jede Kampfrunde ist in fünf Phasen aufgeteilt. Je nach Geschick hat ein Charaktere ein oder mehrere Handlungsmöglichkeiten in diesen Phasen. Zwar ist das etwas gewöhnungsbedürftig, doch gibt es den Kampfregeln eine taktische Note, ohne sie mit aufufernden Regeln zu verkomplizieren.

Zu Anfang ließ mich das Buch ziemlich kalt. Die Geschichte von „SLA Industries“ war zwar ganz spannend zu lesen, was man aber spielen sollte, wurde mir nicht so recht klar. Da half auch die eine Seite lange „Quick Start Introduction“ nicht weiter. Nach und nach lichtete sich aber das Dunkel – wenn auch langsam. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, obwohl man so manches Kapitel hätte abkürzen können. Der größte Lesespaß sind die vielen in den Text eingestreuten Vignetten, die sich auf schwarzhumorige Weise der jeweiligen Situation annehmen. Inwieweit sich der satirische Charakter von „SLA Industries“ ins Spiel einflechten lässt, kann ich nur ahnen. Wer es actionreich mag und nichts gegen Horror mit einem gehörigen Schuss Sci-Fi und Paranoia in einer grotesken Umgebung hat, sollte mit „SLA Industries“ jedenfalls ein Spiel finden, das ihm viele Stunden Spaß beschert.

Der Verlag stellt „Version 1.0“ als freien Download zur Verfügung und bietet so allen Skeptikern eine gute Möglichkeit, sich einen Eindruck zu machen. Ob man nach der Lektüre $10 für das Update ausgibt, kann jeder Selbst entscheiden.

Wie „SLA Industries“ in der Praxis aussehen kann, werde ich demnächst in der Rezension von „The Key of Delhydread“ beschreiben, einem kurzen und kostengünstigen Abenteuer, das mir ebenfalls als PDF vorliegt.

Titel: SLA Industries
Art: Regelwerk/ Quellenbuch
Regeln: SLA Industries
Verlag: Cubicle7
Publikationsjahr: 2008
Author: Dave Allsop, Jared Earl, Morton T. Smith, Anne Boylan
Illustratoren: Dave Allsop, Stuart P. Beel, Brian Dugan, james Worral, Adrian Smith, Pol Sigerson, Steve Luke, Clint Langley
Umfang: 306 Seiten PDF
Sprache: Englisch
Preis: $ 10
ISBN: 0-9522176-0-
Rezensent: Andreas Melhorn 04.04.2009

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